TIERE IM WATTENMEER

Die wichtigsten Bewohner des Wattenmeers

Im Watt, Prielen, auf Felsen, Mohlen und Buhnen, am Strand oder auch tief im Meer leben Milliarden an Kleinstlebewesen. Die Lebensbedingungen im Wattenmeer sind extrem: Trockenheit, Nässe, wenig Sauerstoff und der hohe Salzgehalt lässt nur Spezialisten überleben.

MEERESTIERE IM WATTENMEER

Vögel sind die weithin sichtbarsten Bewohner des Wattenmeers. Es gibt Wattenmeervögel, die ganzjährig im Wattenmeer von Römö verbleiben und Zugvögel, die das Wattenmeer nur als Speisekammer auf ihren Vogelflug-Routen in die Brutstätten und zurück nutzen.

Die Vielfalt der Vögel im Wattenmeer ist groß, weshalb wir uns hier auf die häufigsten und auffälligsten konzentrieren.

 

Vorkommen Name  Zählung  Bestandsentwickung im 10-Jahresvergleich
1 Alpenstrandläufer    940.410   -20%
2 Nonnengans/Weißwangengans    510.583   72%
3 Lachmöwe    448.021   -11%
4 Austernfischer    409.084   -28%
5 Pfeifente    399.181   25%
6 Knutt    344.889   -5%
7 Pfuhlschnepfe    329.565   -1%
8 Großer Brachvogel    303.555   -2%
9 Brandgans    294.635   20%
10 Ringelgans    203.435   -13%
11 Eiderente    181.898   -39%
12 Sturmmöwe    171.057   -29%
13 Silbermöwe    154.828   -41%
14 Kiebitzregenpfeifer    141.994   9%
15 Kiebitz    138.940   24%
16 Goldregenpfeifer    129.336   -9%
17 Stockente    117.517   -27%
18 Rotschenkel      76.877   -7%
19 Krickente      49.387   14%
20 Säbelschnäbler      42.974   -6%
21 Sandregenpfeifer      40.980   16%
22 Spießente      40.638   58%
23 Sanderling      36.033   35%
24 Grünschenkel      22.243   -11%
25 Kormoran      21.195   -15%
26 Dunkler Wasserläufer      13.228   -40%
27 Sichelstrandläufer      11.673   -15%
28 Mantelmöwe      11.067   -35%
29 Steinwälzer      10.258   31%
30 Löffelente        7.135   -14%
31 Löffler        4.832   223%
32 Regenbrachvogel        4.340   61%
33 Kampfläufer        2.934   -52%
34 Seeregenpfeifer           696   -14%

 Quelle: Wadden Sea Quality Status Report vom 20.12.2017

VÖGEL IM WATTENMEER

Alpenstrandläufer

Der Alpenstrandläufer verdankt iireführenden Namen deutschsprachigen Ornithologen, die ihn vor allem als Brutvogel der lappländischen Alpen kannten. Der Alpenstrandläufer verbringt 3/4 seines Lebens als Zugvogel und ist vor allem im Herbst und im Winterquartier an den Küsten zu beobachten. Der Alpenstrandläufer wird in max 24 Jahren 17-21 groß (vergleichbar mit einem Star) und 40-60 g schwer. Der Schnabel ist im vorderen Viertel leicht nach unten gebogen. Auf seinem Speiseplan stehen Insekten und Larven, im Wattenmeer auch Schnecken, Würmer und kleine Krebstiere.

Alpenstrandläufer auf Römö

Lachmöwe

Die Lachmöwe ist eine kleine Möwen-Art mit 35-39 cm Körperlänge und Flügelspannweite von 86-99 cm. Von März-Juli trägt die Lachmöwe ihr Prachtkleid mit dunklem schwarzbraunen Kopf und weiß gerandeten Augen. Rücken und Oberseite der Schwingen sind hellgrau, der übrige Rumpf und Schwanz weiß. Das restliche Jahr über ist nur der Augenbereich diffus schwärzlich gefärbt. Die jungen Lachmöwen sind bräunlich sandfarben mit orange-rosa-farbigen Schnabel.
Lachmöwen ernähren sich von Würmern, kleinen Fischen, Krebstieren, Insekten und Getreidekörner und Samen, sowie kleinen Wirbeltieren, aber auch Brot und Abfall. Sie ist häufig hinter den Garnelen und Fischkuttern auf Futtersuche.
Ihr Ruf tönt "rä grä grä-krää, kräähh", wobei ihr Ruf an ein spöttisches Lachen erinnert.

Lachmöwe Wattenmeer Römö

Austernfischer

Austernfischer ernähren sich - anders als es der Name vermuten lässt - nicht von Austern, sondern von Mies- und Herzmuscheln, vor allem aber von Wattwürmern. Nach den Wattwürmern pickt er mit seinem charakteristischen orangenen Schnabel. Sein schwarz-weißes Federkleid hat ihm in Dänemark den Namen "Strandskade" eingebracht, zu deutsch "Strand-Elster". Austernfischer werden ca 40-45 cm groß (vergleichbar mit Krähen) und erwachsene Austernfischer wiegen im Schnitt 480 g (min 400 - max 745 g).
Der ruffreudige Austernfischer tönt "quiéwiehp" und quirlig aufgeregt "qui qui qui qui".

Austernfischer auf Römö

Knutt

Der Knutt (Knuttstrandläufer) wird bis zu 25 cm lang und hat eine Spannweite von 50 cm. Diese Schnepfen-Art kommt etwas plump und pummelig daher und überwintert in großen Trupps im Wattenmeer. Er ernährt sich von Muscheln und Wattschnecken, verschluckt seine Beute dabei komplett und sein Muskelmagen zerbricht die Schalen. Jeder der ca 344.000 Knutts im Wattenmeer frisst pro Woche ca 5.000 kleine Muscheln und Schnecken.

Knutt Vögel im Wattenmeer Römö

Eiderente

Die Eiderente ist eine große, massig wirkende Meerente und wirkt an Land ein wenig plump und schwerfällig und wird daher gelegentlich auch als Eidergans bezeichnet. Im Wasser ist sie jedoch ein guter Schwimmer und Taucher. Die lateinische Arbezeichnung heißt wörtlich übersetzt "die Allerweichste mit dem schwarzen Körper", was selbsterklärend auch 2 ihrer Eigenschaften beschreibt. Die Eiderente wird ca 58 cm groß und hat ein Körpergewicht von ca 2,2 kg. Aufgrund ihres charakteristischen hohen Schnabelansatzes wirkt ihr Kopf keilförmig. Die Männchen sind in der Brutzeit am Rücken/Brust überwiegend weiß, der Bauch schwarz. Der Schnabel ändert von blaugrau im Prachtkleid auf gelbgrün. Das Weibchen ist ganzjährig unauffällig dunkel-gelblichbraun gefiedert.
Die Eiderente ernährt sich von Muscheln, Schnecken, Krebstieren und untypisch für Enten auch von Fischen. Muscheln werden mit Schalen gefressen und im Kaumagen geknackt.
In Skandinavien ist die Jagd auf Eiderenten erlaubt.

Eiderente im Wattenmeer Römö

SÄBELSCHNÄBLER

Der Säbelschnabler wird 43-45 cm lang und hat eine Flügelspannweit von bis zu 80 cm, bei einem Gewicht von 290-400 g. Ihre schwarzweiße Gefiederfärbung und nach oben gebogenen Schnabelform macht den Säbelschnäbler unverwechselbar.
Der Säbelschnäbler ernährt sich von wirbellosen Tieren im Sediment und kleineren Fischen, wobei der Schnabel 2-3 cm tief ins Watt eintaucht und mit Seitwärtsbewegungen seine Beute ertastet.
Sein Ruf tönt reintönend, melodisch und fließend "plüüiit" oder "klüüiit". Aufgeschreckte Säbelschnäbler "quik quik quik" und am Nest auch "pii-jüli".

Säbelschnabler Wattenmeer Römö

Seeregenpfeifer

Die Seeregenpfeifer wird nur überschaubare 15-20 cm groß und ist mit 30-55 g ein echtes Leichtgewicht (zum Vergleich: Tafel Schokolade = 100 g). Er wird auf der "Roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten Deutschlands" geführt. In ganz Europa gibt es nur 22.000-35.000 Exemplare und im Wattenmeer wurden nur ca. 550 gezählt, Tendenz abnehmend. Zum typischen Lebensraum zählt das Wattenmeer.
Unmittelbar nach dem Schlüpfen (Mai-Juli) geht der Nachwuchs auf Erkundungstour; bei Gefahr versuchen die Eltern, die Bedrohung anzugreifen oder in eine falsche Richtung zu führen... Der Seeregenpfeifer überwintert am Mittelmeer und ist im Wattenmeer am besten sichtbar im Aug-Sep.
Die Seeregenpfeifer ernähren sich von Würmern, Schnecken, Insekten, Larven und Krebstieren.

Seeregenpfeifer im Wattenmeer

Heringsmöwe

26% aller Heringsmöwen sind im Wattenmeer beheimatet, das entspricht etwa 50.000 Exemplaren. Sie wird 49-57 cm groß und wiegt zwischen 450-1300 g. Der spitze Schnabel ist ca 5 cm lang. Die Heringsmöwe ernährt sich von kleinen Fischen (insb. Hering), Krabben, Fischereiabfällen, kleinen Nagetieren, Würmern, Insekten und Beeren.
Die Heringsmöwe ist ein Zugvogel, der an der französischen Atlantikküste, an der Mittelmeer und Nordafrika überwintert.

Heringsmöwe im Wattenmeer bei Römö

Trauerente

Die Atlantische Trauerente verdankt ihren Namen der schwarzen Gefiederfarben der Erpel zur Paarungszeit. Die Weibchen sind dunkelbraun, wie die Erpel im Schlichtkleid auch. Die Trauerente wiegt ca 1,2-1,4 kg und wird ca 45-54 cm groß. Der Schnabel ist breit und flach mit einem gelben Fleck am Schnabelhöcker. Von Juli-Dezember und Februar-Mai ist der Zugvogel an der Norseeküste im Wattenmeer zu sehen, im Winter hält sie sich i.d.R. in wärmeren Gefilden auf. Sie ernährt sich von Miesmuscheln, Krebsen und Weichtieren.

Trauerente im Wattenmeer Römö

Flussseeschwalbe

Die Flussseeschwalbe sie der Küstenseeschwalbe ähnlich, ist aber mit der Körpergröße von 27-31 cm und Flügelspannweite von 72-82 cm etwas kleiner. Die schlanke Fluss-Seeschwalbe hat einen gegabelten Schwanz, weiss-hellgraues Gefieder und einen tiefschwarzen Scheite, sowie einen roten Schnabel mit schwarzer Spitze.
Die Fluss-Seeschwalte ernährt sich von kleinen Fischen, Weichtieren und Insekten.
Ihr Ruf tönt „kick“ oder „kriäh“.

Flussseeschwalbe Wattenmeer Römö

MUSCHELN IM WATTENMEER

Muscheln haben stets zwei ihren weichen Körper umschließende Kalkklappen. Bei spiralig gedrehten Schalen spricht man von Schnecken. Muscheln erhähren sich von Plankton und Schwebstoffen, die sie mit ihren Kiemen aus dem Wasser filtern. Im Wattenmeer gibt es 7 Muschelarten, in der Nordsee sogar über 60 Arten. Neben den unten vorgestellten Herzmuscheln, Miesmuscheln, der Amerikanischen Schwertmuschel und der Pazifischen Auster kommen im Wattenmeer von Römö noch die "Rote Bohne", "Sandklaffmuschel" und "Trogmuschel" vor.

Herzmuschel

Die herzförmige Seitenansicht ist der Namensgeber der Herzmuschel. Sie ist die häufigste Muschelart im Wattenmeer von Römö und lebt in flachem Sediment in nur 1-3 cm Tiefe, erreicht mit zwei kurzen Röhren das freie Wasser. Durch ihre rhythmische Bewegungen lockert sie den Boden auf, so dass dieser Sauerstoff aufnehmen kann und den Sand bräunlich färbt. Die Herzmuschel dient Vögeln wie Menschen als Speise.

Herzmuschel Wattenmeer Römö

Miesmuschel

Die Miesmuschel lebt bevorzugt im Gezeitenbereich und flachen Wasser bis 50 m Wasstertiefe. Die Muschelbänke können bis zu 2.000 Tiere pro Quadratmeter bilden und können bis zu 10 Jahre alt und 15 cm lang werden. Die Miesmuscheln filtern mit ihren Kiemen 10-20 Liter Salzwasser pro Tag. Die Miesmuschel ist eine wichtige Meeresfrucht: Derzeit werden ca 200.000 Tonnen aus Aquakulturen zum Verzehr geerntet, dient in der Natur aber zahlreichen Vogelarten als Nahrungsquelle.

Miesmuscheln im Wattenmeer von Römö

Amerikanische Schwertmuschel

Die Amerikanische Schwertmuschel wurde im Ballastwasser eines Schiffes aus Amerika im Jahr 1976 eingeschleppt und vermehrte sich sofort massenhaft. Die 3 heimischen Schwertmuschelarten findet man nur noch selten. Die Schwertmuscheln leben in 3-18 m tiefem Wasser, knapp unter der Bodenoberfläche und zeichnen sich durch ihr längliche Form aus (3-8 x so lang wie breit).

Amerikanische Schwertmuschel

Austern

Ursprünglich gab es ca. 100 Austernbänke der heimischen Europäischen Auster in Schleswig-Holstein, doch ist sie durch Überfischung und Krankheiten nahezu ausgerottet. Sollte man heute eine Schalen einer Europäischen Auster finden, dürfte diese zwischen 70 und 70.000 Jahre alt sein. 1985 wurde die Pazifische Auster zu Kulturzwecken bei List/Sylt erstmals in Drahtkörben gezüchtet und breitete sich in warmen Sommern durch reichen Larvenbefall auf Miesmuschelbänken aus. - Pazifische Austern brauchen 22°C warmes Wasser zur Fortpflanzung, was im flachen Wattenmeer in warmen Sommern vorkommt. Anfangs befürchtete man, dass die Pazifische Auster heimische Muschelarten verdrängen könnte, was sich bislang nicht bestätigt. Die Pazifische Auster ist in Römös Wattenmeer stark vertreten und darf für Eigenbedarf sogar gesammelt und verzehrt werden (max 1 Eimer p.P.). Das Naturcenter Tönnisgard bietet extra Austern-Touren an.

Pazifische Auster im Wattenmeer von Römö

KRABBEN, WÜRMER & CO IM WATTENMEER

Seestern

Auch Seesterne gibt es im Wattenmeer von Römö. Die meist orange-rot leuchtend, seltener blau oder lila gefärbten Tiere werden meist 5-20 cm groß und ernähren sich von Muscheln und kleinen Krebsen.

Seestern im Wattenmeer von Römö

STRANDKRABBE

Die Strandkrabbe ist im Wattenmeer weit verbreitet. Das Weibchen legt im Sommer 200.000 Eier ab. Die Babykrabben schlüpfen imt April/Mai aus den Eiern und sind im Juni ca 3 mm klein, erreichen bis zum Juli ca 5 mm. Im ersten Jahr wachsen die Krabben auf eine Breite von ca 1,5 cm heran und wandern mit jeder Flug zur Nahrungssuche auf die Wattflächen. Sie ernähren sich von kleinen Tieren, Aas und Algen. Die Strandkrabben verzehren ca 10% der Biomasse im Wattenmeer. Gleichzeitig sind sie eine wichtige Beute für Vögel und Fische. Größere Exemplare werden von den Vögeln auf Stein fallen gelassen und dann zerstückelt verschluckt.

Seestern im Wattenmeer von Römö

Wattwurm

Der Wattwurm gehört zu der Gruppe von festsitzenden und grabenden Ringelwürmern. Durch seine Lebensweise im Sand des Watts ist der Wattwurm ein wichtiger estandteil des Ökosystems im Wattenmeer. Seine scheinbar allgegenwärtigen spaghettiförmigen "Kothaufen" machen ihn zu einem der bekanntesten Wattbewohnern. Er wird zwischen 20-40 cm lang, etwa fingerdick und wiegt bis zu 50 Gramm. Die Wattwürmer fressen sich einmal im Jahr durch den gesamten Sand oberhalb von 20 cm Tiefe und ein einziger Wurm filtert jährlich ca 25 kg Sand. Alle 30-40 min kommt der Wattwurm an den Ausgang seiner Röhre und stößt den verspeisten Sand in spaghettiförmigen 3-5 cm langen Kotschnuren aus. Er reinigt den Sand durch den Verzehr der Algen. Bei Niedrigwasser dient er Austernfischern und anderen Tieren als Speise, wobei der Wattwurm sein dünnes Hinterende stückweise abstoßen kann und die Vögel nur ein wenige cm großes Stück zu fressen bekommen. Das Sichert dem Wurm das Überleben.

Wattwurm im Wattenmeer von Römö

Seeringelwurm

Der schillernde Seeringelwurm wird 10-20 cm groß und kommt in vielen Farben daher, i.d.R. grün-gelb mit rötlichen Schattierungen. Er baut verzweigte bis zu 10 cm tiefe Gänge im Sand und Schlick. Seeringelwürmer sind Allesfresser und sind eine wichtige Nahrung für Fische und Seevögel, ebenfalls beliebte Angelköder.

Seeringelwurm im Wattenmeer von Römö

Nordseegarnele

Die Nordseegarnele / Nordseekrabbe kann ausgewachsen bis zu 9,5 cm lang werden. Sie haben lange Antennen, sind schlank und gräulich-braun. Große Tiere halten sich im tieferen Wasser auf, Jungtiere nutzen das Wattenmeer nur in der warmen Jahreszeit. Mit der Flut kommen sie ins Watt, mit der Ebbe sammeln sie sich in den tieferen Prielen. Zum Schutz vor Vögeln, Fischen und Jungrobben vergraben sie sich meist flach im Sand und passen sich mit Pigmentzellen farblich dem Wattboden an. Erst nachts kommen sie zum Fressen raus. Aufgrund ihrer Häufigkeit spielt die Nordseekrabbe eine übergeordnete Rolle in der Nahrungskette.
Auch beim Menschen stehen sie auf der Speisekarte, wobei von 3 kg nur 1 kg Krabbenfleisch übrig bleibt. Heute werden die Krabben mit der Hand in Polen, Weissrussland und Marokko gepult oder mit der Krabbenschälmaschine, wobei die Ausbeute an Krabbenfleisch deutlich niedriger ist, jedoch die Transporzeiten und den damit verbundenen Einsatz von Konservierungsstoffen erheblich reduziert.

Nordseegarnele im Wattenmeer von Römö

Seehunde und Robben

Unterschied zwischen Seehund und Robben

Die Frage "Was ist der Unterschied zwischen einem Seehund und einer Robbe" ist so ähnlich wie "Was ist der Unterschied zwischen einem Dackel und einem Hund". Genauso wie ein Dackel ein Hund ist, ist der Seehund eine Robbe.
"Robbe" ist also der Oberbegriff für für mehrere Arten, darunter die Ohrenrobbe, Hundsrobbe, Walross und eben auch Seehund und Kegelrobbe. Der Begriff "Seehund" bezeichnet also eine eigene Art, ebenso wie die Kegelrobbe. Der Seehund gehört zur Familie der Hundsrobben.
Alle diese Arten gehören zur Gattung "Robbe".
Kegelrobben sind im Wattenmeer, verglichen mit Seehunden, echte Raritäten.

3 wesentliche Unterschiede zwischen Seehund und Robben

GEWICHT: Seehunde (m bis 170 cm & 150 kg) sind erheblich kleiner als Kegelrobben (m bis 250 cm & 300 kg)
KOPFFORM: Seehunde haben einen rundlichen Kopf / Kegelrobben einen eher spitz zulaufenden Kopf
NACHWUCHS: Seehunde bekommen ihren Nachwuchs im Mai / Robben im Winter (November-Januar)

Seehunde & Robben in Dänemark

Der Bestand beider Säugetiere (Seehund & Kegelrobben) hat sich nach der Dezimierung durch die Krankheit Seehundstaupe nach dem Jagdverbot in 1977 mittlerweile auch im dänischen Wattenmeer gut erholt. Laut der Pressemitteilung des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats wurde 2017 die höchste Anzahl von Seehundwelpen im Wattenmeer seit den ersten Erhebungen in 1975 ermittelt. In Dänemark wurden knapp 3.000 Seehunde gezählt (+38% zum Vorjahr).

Seehunde & Robben auf Römö beobachten

Seehunde von der Fähre auf den Sandbänken

Mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit kann man die Seehunde auf der Fährfahrt von Römö nach Sylt auf den Sandbänken entdecken.
Wichtig: Die Sandbänke liegen nur bei Niedrigwasser frei! Bei Flut sind sie überspült... --> Wer die Mini-Kreuzfahrt nicht allein zum Übersetzen sondern tatsächlich zum Robben-Spotten nutzen möchte, sollte sich unbedingt den Tidenkalender für Römö anschauen und eine Fährfahrt rund um das Niedrigwasser buchen :-)
Wer wirklich nur der Seehunde wegen fahren möchte: Die Überfahrt von Havneby (Hafen im Süden von Römö) nach List (Sylt) dauert ca. 40 min mit Be-/Entladen von 20 min, so dass man in 2 Stunden wieder am Ausgangsort zurück ist.

Seehunde am Strand

Wer Seehunde am Strand "findet", sollte sich nicht wundern, denn die Tiere verlassen für ihren Schlaf das Wasser und rasten auf Sandbänken und am Strand. Die Tiere brauchen also keine Hilfe, sondern Ruhe. Insbesondere durch menschliche Störungen kann es vorkommen, dass Seehundwelpen von ihrer Mutter getrennt werden. Das Anfassen von Jungtieren führt dazu, dass den Welpen menschlicher Geruch anhaftet und die Mutter ihr Junges nicht mehr annimmt. Ohne menschliche Störung finden Mutter und Heuler aber wieder zusammen. In Dänemark gibt es keine Aufzuchtstation, weshalb die Natur wirklich sich selbst überlassen bleibt und jedwedes menschliche Eingreifen fatale Folgen haben kann...

Seehund gefunden - bitte unbedingt beachten:

  • einen Sicherheitsabstand von mind. 300m wahren
  • die Tiere also keinesfalls anfassen!
  • den Fundort verlassen
    • damit die Mütter zu ihren Jungtieren zurückkehren können (Mai-Aug)
    • damit die selbständigen Tiere ihre Ruhe bekommen (Sep-April)

Seehunde

Seehunde ruhen bei Ebbe auf den Sandbänken, werden bis zu 4 Jahre alt, 1,80 m lang und bis zu 120 kg schwer. Die ausgewachsenen Tiere ernähren sich ausschließlich von Fischen bis zu 20 cm Länge und schwimmen für ihren bis zu 3 Tage dauernden Beutezug bis zu 50 km in die Nordsee raus, während junge Seehunde vor allem Garnelen fressen. Mitte Mai beginnt die Wurfzeit: Die Seehund-Weibchen bekommen im Wattenmeer ihre Jungen mit 7-10 kg und stillen diese mit ihrer 45%ig fetthaltigen Milch innerhalb von 4 Wochen auf 25 kg.

Seehund im Wattenmeer von Römö

Kegelrobben

Männliche Kegelrobben werden bis zu 2,30 m lang und 330 kg schwer, Weibchen nur etwa halb so gross. Männchen haben ein dunkles Fell, Weibchen ein helles Fell, beide haben teils andersfarbige Tupfer. Typisch für Kegelrobben ist deren kegelförmige Schnauze. Die Kegelrobbenjungen kommen zwischen November und Januar zur Welt und wiegen ca 10-15 kg. Ihr flauschiges Fell wärmt an Land, aber nicht im Wasser, so dass die Kinderstube hochwasserfrei liegt und sie vor dem Schwimmen zunächst eine dicke Fettschicht anfressen müssen. Pro Tag nehmen sie zwischen 1,5-2 kg Gewicht zu, was der 53% fetthaltigen Milch geschuldet ist. Nach 2-3 Wochen werden sie abgestillt und legen nach 3-6 Wochen ihr Babyfell ab.

Queller im Wattenmeer von Römö

FISCHE IM WATTENMEER

Von den ca 70 Fischarten im Wattenmeer sind ca 10 auf den trockenfallenden Wattflächen zu finden. Meist suchen nur Jungfische das Watt auf, die größeren Fische bleiben in den Prielen oder der küstennahem Nordsee. Insbesondere Scholle, Hering, Witting und Hornhecht nutzen das Watt als Kinderstube, aber auch der Lachs und Meerforellen queren das Wattenmeer zu ihren Lauchflüssen. Artenreich vertreten sind die Plattfische.

FLUNDER

Flundern haben dornige Hautwarzen und unterscheiden sich damit gut von Schollen mit glatter Haut. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird die Flunder fälschlicherweise als "Butt" bezeichnet.

Flunder im Wattenmeer von Römö

Scholle

Die Scholle nutzt das Wattenmeer als ihre Kinderstube. Der Laich wird von der Strömung ins Wattenmeer gespült. Im ersten Lebensjahr halten sie sich im Flachwasser auf, wo sie von den Fressfeinden recht gut geschützt aufwachsen und ein großes Nahrungsangebot finden. Bei Niedrigwasser halten sie sich in nur wenigen cm tiefen Wasser auf. Zum Sommer hin zieht es sie in die tieferen Priele und kommen lediglich bei Hochwasser zum Fressen ins Flachwasser. Erst mit 2-3 Jahren wandern sie in die offene Nordsee.
Die Scholle ist der am häufigsten gefangene Plattfisch im Nordostatlantik und zählt so zu den wichtigsten Speisefischen Europas.

Seescholle im Wattenmeer von Römö

PFLANZEN IM WATTENMEER

Das Wattenmeer ist aufgrund seiner wechselhaften Umstände mit Trockenheit und Nässe, wenig Sauerstoff und hohem Salzgehalt ein schwieriger Lebensraum.

Algen und Seegräser

Eine genaue Auswertung des Wattenmeers bei Römö ergab, dass es hier eine Vielzahl von Algen gibt:

  • Benthische Mikroalgen (Kieselalgen): ca. 200 Arten / = in der Bodenzone befindlich
  • Pelagische Mikroalgen: 345 Arten (150 Kieselalgen, 195 Flagellaten) / = in der uferfernen Freiwasserzone befindlich
  • Makroalgen: 62 Arten (davon 35 Grünalgen, 15 Braunalgen, 12 Rotalgen)

Die Kieselalge ist eine einzellige Alge, die einen golden-grünlichen Farbschleier erzeugt. Sie betreibt im Sonnenlicht Photosynthese und sondert einen am Sand klebenden Schleim ab.
Die Zahl der Grünalgen ist im Zuge der Landwirtschaftsdünger stark angestiegen. Sie blockieren den Sauerstoffzugang des Wattbodens und stellen damit eine Gefahr dar. Glücklicherweise dienen die Algen u.a. den Wattwürmern als Nahrung.
Seegräser sind empfindliche Indikatoren für die Wasserqualität und waren in jüngster Vergangenheit phasenweise stark zurückgegangen, erholen sich aber sukzessive. Sie stellen für die Brandgans eine wichtige Nahrungsquelle dar und dienen als Kinderstube des Wattenmeeres.

QUELLER

Der Queller ist eine wichtige Pflanze für die Erstbesiedlung der Wattflächen. Das Salzwiesengewächs ist ohne Salzzufuhr dauerhaft nicht lebensfähig, allerdings auch nicht ohne Vermengung mit Süßwasser. Er wächst in der sogenannten "Puionierzone" und lebt ca 6 Monate. Die Samen keimen in den Wohngängen des Wattwurms. Der Queller ist essbar und bspw. in Holland sogar im Supermarkt erhältlich. Er kann blanchiert, kurz angebraten oder roh als Beilage zu Fisch und als Salat verspeist werden und trägt den Spitznamen "Salzstange". Im Wattenmeer dient der Queller vor allem überwinternden oder durchreisenden Gänsen als Nahrung.

Queller im Wattenmeer von Römö

Eine schöne Übersicht über das Leben im Wattenmeer erhaltet ihr auf der Webseite vom Nationalparks Wattenmeer.

SEHENSWERTE AUSSTELLUNGEN ZUM WATTENMEER

Naturcenter Tönnisgard (Tønnisgård)

Das Naturcenter Tönnisgard ist Treffpunkt für die meisten Aktivitäten und gleichzeitig Wattenmeer-Informationszentrum. Absolut sehenswert!

Wattenmeerzentrum in Ribe

In Ribe wurde ein modernes Wattenmeerzentrum gebaut, wo allerhand Hintergrundwissen vermittelt wird.